Warum innere Haltung den Unterschied macht ~ Botenstoffe, Stress & Nähe im Miteinander mit Hunden

Wenn es zwischen Mensch und Hund knistert

 

Fast jeder kennt diese Momente: Die Stimmung kippt, die Leine spannt sich, der Hund zieht oder bellt und plötzlich hängt der Haussegen schief. Oder bei der Körperpflege: Bürsten, Krallen schneiden oder Ohren reinigen sind unumgänglich, besonders bei bestimmten Rassen. Doch nicht selten fühlt der Hund sich bedrängt, wehrt sich, vielleicht sogar mit einem Abschnappen.

 

Das alles sind typische Situationen, in denen es leicht zu Missverständnissen kommt. Viele Halter denken dann sofort an Training, neue Techniken oder eine bessere Körpersprache. Doch die eigentliche Dynamik spielt sich oft eine Ebene tiefer ab: im Körper, genauer gesagt in unserem Nerven- und Hormonsystem.

 

Unsere Gefühle sind für Hunde nicht nur erkennbar, sie sind ansteckend. Zahlreiche Studien zeigen: Hunde übernehmen Stress, Ärger oder Ungeduld genauso wie Ruhe, Klarheit und Gelassenheit. Damit erklärt sich, weshalb unser innerer Zustand so entscheidend ist.

Oxytocin vs. Cortisol, das biochemische Wechselspiel

 

Zwei Botenstoffe spielen eine Schlüsselrolle, wenn es um Nähe und Stressabbau geht:

  • Oxytocin: das „Bindungshormon“. Es ist wasserlöslich, wirkt schnell und sorgt für Entspannung, Vertrauen und soziale Nähe. Schon ein ruhiger Blick oder eine sanfte Berührung kann Oxytocin ausschütten, beim Menschen und beim Hund.

  • Cortisol: das wichtigste Stresshormon. Es ist fettlöslich, wirkt langsamer, bleibt aber deutlich länger im Körper. Cortisol sorgt dafür, dass wir angespannt bleiben, selbst wenn die akute Gefahr längst vorbei ist.

Das Zusammenspiel dieser beiden Stoffe erklärt, warum es so wichtig ist, bewusst innezuhalten. Atmen wir tief durch oder streichen wir den Hund achtsam, steigt Oxytocin an und puffert den Cortisol-Effekt ab. Nähe und Entspannung entstehen also biochemisch, nicht durch die richtige Technik, sondern durch das, was in uns selbst passiert.

Warum die innere Haltung entscheidend ist

 

Viele fragen: „Welche Berührung wirkt denn am besten? Welche Technik soll ich anwenden?“

 

Die Antwort überrascht: Die Technik ist zweitrangig.

 

Entscheidend ist, in welchem inneren Zustand wir handeln. Bin ich hektisch, verspannt oder genervt, überträgt sich das, egal wie sanft meine Hand den Hund streichelt. Bin ich dagegen wirklich ruhig und präsent, spürt der Hund das sofort. Der Körper schüttet dann Oxytocin aus, während Cortisol in den Hintergrund tritt.

 

Das bedeutet: Durchatmen, bewusst präsent sein und den Hund in echter Ruhe berühren, das ist wirksamer als jede noch so ausgefeilte Methode.

Für alle, die tiefer eintauchen möchten …

 

Soweit das Grundprinzip: unsere innere Haltung übersetzt sich in biochemische Signale, die der Hund spürt.

 

Und für alle, die neugierig sind, wie tief dieses Zusammenspiel reicht, werfen wir nun einen Blick auf zwei weitere Ebenen: Darm & Düfte.

Der Darm – Zentrum für Stimmung & Balance

 

Der Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan. Er ist Sitz des größten Teils des Immunsystems und produziert eine Vielzahl an Neurotransmittern, darunter Serotonin, Dopamin, GABA oder Glutamat. Diese Botenstoffe beeinflussen direkt, wie stressresistent, gelassen oder reizbar ein Hund ist.

 

Ein gesundes Mikrobiom unterstützt die Balance im Nervensystem und wirkt stabilisierend auf Emotionen. Dysbalancen dagegen, etwa nach Antibiotika, Futterumstellungen oder chronischen Verdauungsproblemen, können Stress und Unruhe verstärken. Damit erklärt sich auch, warum Hunde mit Magen-Darm-Problemen häufig sensibler oder schneller überfordert wirken, beziehungsweise es tatsächlich auch sind.

 

In der Praxis zeigt sich das zum Beispiel daran, dass Hunde mit einer gestörten Darmflora:

  • stärker auf Umweltreize reagieren,

  • eine geringere Frustrationstoleranz haben,

  • schneller Anzeichen von Stress zeigen, etwa durch Hecheln, Zittern oder Unruhe.

Gleichzeitig gilt auch der umgekehrte Weg: Stress schlägt auf den Magen-Darm-Trakt. Chronische Anspannung verändert die Darmbewegung, die Schleimhaut und die Zusammensetzung der Bakterien. So entsteht leicht ein Kreislauf: Stress schwächt den Darm und ein schwacher Darm macht anfälliger für Stress.

 

Und genau hier lohnt es sich, ganzheitlich zu denken: Neben Ernährung und gezieltem Training können auch sanfte Hilfen wie Düfte den Kreislauf durchbrechen.

Düfte & Emotionen – die direkte Brücke ins Gehirn

Gerüche haben einen direkten Draht ins limbische System, das Zentrum unserer Gefühle. Während visuelle oder akustische Reize den Umweg über die Großhirnrinde nehmen, wirken Düfte unmittelbar.

 

Für Hunde, deren Geruchssinn um ein Vielfaches feiner ist als der unsere, bedeutet das: Düfte beeinflussen unmittelbar die Emotionen.

 

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass ätherische Öle wie Lavendelöl (Lavandula angustifolia) oder Palmarosaöl (Cymbopogon martinii) den Parasympathikus aktivieren können, also genau jenen Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist.

 

Damit sich diese Wirkung entfalten kann, ist entscheidend, dass der Duft individuell auf Hund und Situation abgestimmt wird. Ein einfaches „Lavendel hilft immer“ funktioniert nicht, im Gegenteil: ein falsch gewählter Duft kann wirkungslos bleiben oder sogar gegenteilige Effekte haben. Deshalb ist ein Dufttest so wichtig: Der Hund entscheidet mit seiner Reaktion, ob ein Aroma im Moment passend ist oder nicht.

 

Genau das erklärt auch, warum Tipps aus dem Internet wie „nimm bei Stress einfach Lavendel“ in den meisten Fällen nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Es liegt nicht daran, dass Aromatherapie das nicht leisten kann, sondern daran, dass die falschen Botenstoffe angesprochen werden, wenn der Duft nicht individuell gewählt ist.

Fazit: Nähe entsteht auf biochemischer Ebene

 

Wenn es im Alltag zwischen Hund und Mensch mal knistert, reicht es oft nicht, nur an Trainingstechniken zu feilen. Wirklich entscheidend ist, was sich in unserem Körper abspielt: das Verhältnis von Oxytocin zu Cortisol, die Balance im Mikrobiom, die Wirkung feiner Düfte.

 

Nähe entsteht, weil unsere innere Haltung spürbar und messbar in biochemische Signale übersetzt wird. Wer versteht, wie Stress- und Bindungshormone zusammenwirken, begreift auch, warum kleine Achtsamkeitsmomente, bewusstes Atmen oder sanfte Berührungen so viel verändern können.

 

So wird klar: Die innere Haltung ist kein „weiches Extra“, sondern das Fundament für Orientierung, Vertrauen und Harmonie im Alltag mit Hunden.

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