In der naturheilkundlichen Arbeit mit Hunden ist der Zeckenschutz jedes Jahr aufs Neue ein Thema und oft eine Herausforderung. Viele Hundehalter:innen möchten auf synthetische Mittel verzichten, suchen aber nach sicheren, wirkungsvollen Alternativen. Die Aromatherapie bietet hier sanfte, gut verträgliche Möglichkeiten, die sich in der Praxis vielfach bewährt haben.
Doch ein Einwand taucht regelmäßig auf:
„Aber Zecken können doch gar nicht riechen – wie soll Aromatherapie da wirken?“
Eine berechtigte Frage auf die es eine spannende Antwort gibt.
Zecken besitzen kein Riechorgan wie Hunde oder Menschen. Stattdessen verfügen sie über ein spezielles Sinnesorgan an ihren Vorderbeinen: das sogenannte Haller’sche Organ. Damit nehmen sie feinste Reize in ihrer Umgebung wahr insbesondere:
Temperaturveränderungen
Kohlenstoffdioxid (CO₂)
Luftfeuchtigkeit
Bestimmte chemische Verbindungen
Das heißt: Zecken können uns und unsere Tiere sehr wohl orten – nicht durch Riechen im klassischen Sinn, aber durch chemisch-sensorische Wahrnehmung. Und genau das macht sie empfänglich für bestimmte Duftstoffe, wie sie in ätherischen Ölen, Hydrolaten und sogar in fetten Pflanzenölen enthalten sind.
Die Anwendung von Aromatherapie beim Hund kann auf mehreren Ebenen helfen:
Fette Pflanzenöle wie Kokosöl oder Jojobaöl können das Fell geschmeidiger machen, die Haut pflegen und dabei einen Film bilden, der das Krabbeln der Zecken erschwert.
Viele ätherische Öle enthalten Monoterpene oder andere Inhaltsstoffe, die auf Zecken abstoßend und irritierend wirken können, vermutlich, weil sie die sensorische Orientierung stören.
Aromatherapie wirkt nicht nur gegen Zecken sie kann zugleich das Wohlbefinden des Hundes stärken, Haut beruhigen oder sogar Stress reduzieren.
Kokosöl (Cocos nucifera): enthält Laurinsäure, wirkt zeckenabweisend und pflegend.
Jojobaöl (Simmondsia chinensis): ideal als Trägeröl, gut verträglich, oxidiert nicht schnell.
Schwarzkümmelöl (Nigella sativa): äußerlich verdünnt anwendbar, wegen der enthaltenen ätherischen Öle innerlich nur tropfenweise und kurweise – mit Bedacht!
Milde, wässrige Pflanzenbegleiter der Destillation, wunderbar für Hunde mit langem Fell oder sensibler Haut:
Vetiverhydrolat (Vetiveria zizanioides)
Lavendelhydrolat (Lavandula angustifolia)
Melissenhydrolat (Melissa officinalis)
Einfach ins Fell sprühen oder in die Hand geben und verteilen – die meisten Hunde empfinden sie als angenehm.
Nur verdünnt anwenden und bitte nie ohne Dufttest:
Lavendel (Lavandula angustifolia)
Rosengeranie (Pelargonium graveolens)
Atlaszeder (Cedrus atlantica)
Zitroneneukalyptus (Eucalyptus citriodora)
Lemongrass (Cymbopogon flexuosus)
Diese Öle haben nicht nur potenziell zeckenabweisende Eigenschaften, sie wirken auch entspannend, hautberuhigend oder ausgleichend auf den Hund.
Auch wenn Zecken nicht „riechen“ wie wir, sie nehmen Reize wahr, auf die wir durch Aromatherapie Einfluss nehmen können. Mit Fachwissen, Achtsamkeit und einem guten Gespür für deinen Hund lässt sich ein sanfter, natürlicher Zeckenschutz gestalten, der euch durch die Saison begleitet – ganz ohne synthetische Mittel.